„Mulligan“ ist doch übersetzbar.

Lange haben sich – auch staatlich geprüfte – Übersetzer die Zähne ausgebissen, für „Mulligan“ eine deutsche Formulierung zu finden. Sie kennen ja die Vereinbarung unter Golffreunden: Wenn am ersten Tee der Abschlag mißlingt, kann man ihn zum „Mulligan“ erklären und das Spiel mit einem neuen Ball noch einmal ganz von vorne zu beginnen. Weil es dafür lange keine deutsche Bezeichnung gab, haben manche schon voreilig dem „Mulligan Theorem“ angehangen. Demnach sei eine Übersetzung grundsätzlich nicht möglich.

Falsch. Eine vietnamesischer Koch an der Autobahnraststätte Münster Süd hat das Theorem widerlegt: „Ich war das nicht!“ lautet die geniale Antwort! Ist übrigens auch anwendbar, wenn man (z. B. als Koch) 2 Bratwürste in den Gastraum katapultiert.

In unserer Gruppe gilt deswegen an Bahn 1 verbindlich und ab sofort diese schöne Eindeutschung. Davon bleibt zunächst der „Birken- Mulligan“ unberührt. Erstens, weil das was ganz anderes ist. Und zweitens – wie hört sich das denn an: „Birken- ichwardasnicht“ ?

Der Durchspieler

Natürlich kann man seine Ziele im Golf konventionell definieren – Handicap verbessern. Sich an der frischen Luft bei sportlicher Betätigung entspannen. Oder bei einem Afterworkturnier den dritten Platz schaffen (bei 3 Teilnehmern!). Aber was soll der Durchschnittsgolfer machen? Wenn das Handicap nur mit Schummeln gehalten werden kann? Wenn einem frische Luft und Entspannung suspekt vorkommen? Wenn der dritte Platz verfehlt wird (bei 2 Teilnehmern!)? Was also soll so einer wie ich machen? Die Antwort: Werde Durchspieler! Da geht es darum, möglichst oft Flights zu überholen. Die Wahl der Mittel ist vielfältig. Hier ein paar der angewandten Techniken:

  • Werden Sie Einzelspieler.
  • Spiel beschleunigen. Achtzehn Bahnen kann man in zwei Stunden schaffen. Probeschwung, ausrichten, oder gar für einen Schlag stehen bleiben ist überflüssiges Beiwerk. Das Ergebnis ist auch völlig belanglos, Hauptsache man überholt.
  • Schliessen Sie sich dem vor Ihnen spielenden Flight mit den Worten an, „Meine Frau hat Dienst!“. Auf der folgenden Bahn sagen Sie dann: „Wir spielen am besten alleine weiter, meine Frau hat Dienst“. Diese Technik läßt sich beim nächsten Flight problemlos wiederholen.
  • Lassen Sie eine Lichthupe an Ihrem Trolley anbringen.
  • Drängeln, drängeln, drängeln.

Welche weiteren Kniffe haben Sie sich abgeschaut?

 

„Sch.. auf Technik!“

Überall unglückliche Golfer auf dem Platz – und warum? Der Griff ist modifiziert, der Stand thematisiert, die Schwungebene korrigiert, die Ausrichtung problematisiert, die Arme koordiniert,  mentale Aspekte perfektioniert und die Drehung systematisiert. Und trotzdem: die Flugbahn ist höher als weit, der Ball landet nach einem gehörigen Slice unauffindbar im Wald. Trotz der kürzlichen Trainingsstunden? Oder deswegen? Da hilft nur ein Befreiungsschlag, im eigentlichen und übertragenen Sinn. Sagen Sie sich: „Sch.. auf Technik, diesem Diktat unterwerfe ich mich nicht mehr!“ Kündigen Sie die Freundschaft zu ihrem Ball auf! Schlagen Sie ihn, dreschen Sie auf ihn ein! Sie werden sehen: das Ergebnis gibt Ihnen recht. Oder, um es anders auszudrücken: Über dem Kampf zum Spiel!

Die Erlauchten

Die Zugehörigkeit zum Kreis der Erlauchten ist keine Frage des Alters, sondern der Einstellung und des Verhaltens. Sie spielen Golf, weil sie sich zur Elite zählen und sie zählen sich zur Elite, weil sie Golf spielen. An Etikette ist wichtig, daß die anderen sie einhalten. Überhaupt, die anderen, die Nicht- Elitären: korrekt verhalten sie sich, wenn sie die Beiträge bezahlen, aber nicht auf den Platz gehen. Sie dürfen grüßen, aber keinen Gegengruß erwarten. Kann man das arrogant nennen? Darf man behaupten, der Kreis der Erlauchten nehme sich und ihre Verdienste zu wichtig? Nein, denn in Wirklichkeit sind wir die von Neid getriebenen. Neid darauf, daß der Kreis der Erlauchten die von uns so vehement geforderte Verbissenheit im Golfsport so konsequent  lebt. Der Kreis der Erlauchten ist ein Spiegel unser eigenen Unzulänglichkeit.